Unser neues zu Hause
Es war ein sonniger Tag im Oktober. Die bunten Blätter fielen von den Bäumen. Ich blickte noch einmal auf meine Heimat zurück. Mit schweren Schritten ging ich nun zum Auto. Meine Familie
wartete schon auf mich. Wir zogen nach Forks. Mein Dad hat dort einen Job in der Klinik bekommen. Ich öffnete die Wagentür und stieg ein. Wir ziehen nicht zum ersten Mal um. Am Anfang ist es schwierig, doch man gewöhnt sich mit der Zeit daran. Es ging also los. Auf in ein weiteres neues Leben. Mein Blick richtete sich auf die vorbei ziehenden Bäume. Und dann kullerte eine kleine Träne aus meinem Auge. Ich nahm wortlos Abschied. Von meinem zu Hause und meinen Freunden. Es würde nicht einfach werden.
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Die Autofahrt war lang. Zu lang für meinen Geschmack. Dann kamen wir endlich an. Ich stieg aus dem Wagen. Es regnete. Meine Familie rannte schnell zur Veranda um Schutz vor den großen Regentropfen zu suchen. Ich lies mir Zeit. “Beeil dich Kathy! Du wirst sonst noch von oben bis unten ganz nass. Und du weißt wie schnell du dich erkältest!”, drängte mich meine Mutter. Sie ist wunderbar. Machte sich zwar ein paar Sorgen zu viel, aber so war sie nun mal. Meine Schritte wurden schneller und ich gesellte mich zu meiner Familie. Mein Vater schloss die Tür zu unserem neuen Heim auf. “Willkommen zu Hause.”, sagte er und trat in einen leeren Raum. Zu Hause. Es war nicht unser zu Hause. Ich trat als Letzte ein. “Das ist ja unglaublich!”, schwärmte meine Mutter. Ich sah sich um. Es war kalt. Ich hatte das Gefühl, dass die Wände auf mich zukamen um mich zu erdrücken. Ich fühlte mich hier nicht wohl. “Ich nehme das größere Zimmer!”, sagte mein großer Bruder Allen und stürmte die Treppe hinauf. Ich schüttelte den Kopf und ging dann auch die Treppe hoch. Er hat sich tatsächlich das größte Zimmer ausgesucht. Aber das war mir egal. Ich verstand nicht, wie er so glücklich sein konnte. Wir haben so oft unseren Wohnort gewechselt und immer wieder Freunde zurückgelassen und er freute sich trotzdem immer wieder aufs Neue, wenn wir umzogen. “Du bist ein Idiot!”, sagte ich leise und ging in den leeren Raum neben dem, in dem er war. “Du bist nur zu langsam Schwesterchen!” Er machte sich so gern über mich lustig. Ich war nicht langsam. Nur lustlos. Ich schmieß meine Sachen in mein neues Zimmer und ging zum Fenster. Überall Wald. Das kann ja nur langweilig werden.
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Einen Tag später war unser neues Haus möbliert. Nun sah es schon gemütlicher aus und ich fühlte mich etwas wohler. Es war mir nun vertrauter. Die Nacht brach ein. Morgen würde der erste Schultag beginnen. Es war mitten im Semester. Super. Ich würde es schwer haben mich einzuleben.
Der erste Schultag
“Piep Piep Piep” Ich schlug einmal kurz auf meinen Wecker. Ein Blick auf ihn verriet mir, dass es noch früh war. Nach einer Weile rappelte ich mich trotzdem auf. Meine schweren Schritte trugen mich ins Badezimmer. Ich zog mich aus und stieg in die Dusche. Das zuerst kalte und dann angenehm warme Wasser prasselte auf meine Haut. Ich genoss es sehr und es machte mich munter. Danach hab ich mich noch “frisch” gemacht und angezogen. Bloß nichts Auffälliges! Ein ganz schlichter Pulli und eine blaue Jeans. Als ich die Treppe runter ging und in die Küche kam, sah ich meinen Bruder schon fleißig die leckeren Pfannkuchen meiner Mutter essen. “Wie viel Pfannkuchen möchtest du Kathy Schatz?” fragte mich Mom. “Ich hab keinen Hunger. Trotzdem danke Mom!” Mir drehte sich einfach der Magen um bei dem Gedanken an den heutigen Tag. Schule war schon schlimm genug, aber nun wieder ganz von vorn anfangen. Schrecklich. “Guten Morgen!” Mit einem fröhlichen Lächeln auf den Lippen kam mein Dad die Treppe herunter. Er kam zu mir und küsste mich auf die Stirn. “Na du Morgenmuffel! Du wirst diesen Tag schon überleben.”, neckte er mich mit einen breiten Grinsen. Ich konnte meinem Dad nichts vormachen. Er wusste wie schwer es mir fiel. Lustlos sah ich ihn an “Ja das werde ich wohl.” Dann nahm ich meine Tasche. “Komm schon Allen! Wir müssen los! Oder willst du laufen?”, drängte ich meinen Bruder. Er schlang sich das letzte Stück Pfannkuchen in seinen Mund. “Ja ja! Ich bin schon unterwegs!” Wir gingen nach draußen. Es regnete. Welch ein Wunder! Es regnete hier anscheinend immer und ich verabscheute Regen. Es war mir einfach zu kalt… zu nass ….ungemütlich halt. Ich startete den Motor, der schnurrte wie ein Kätzchen. Ich liebte diesen Wagen. Nun breitete sich ein leichtes Grinsen in meinem Gesicht aus. Dann fuhren wir los. Auf geht’s.
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Ich parkte so nah wie möglich am Eingang. Die Blicke unserer Mitschüler verfolgten uns. Wie ich es hasste, aber es war wohl nicht zu vermeiden. Wir stiegen aus. Mein Bruder war ein Jahr älter. Er ging schon in sein Klassenzimmer. Allen ist sehr offen und findet schnell neue Freunde. Ich hab da immer so meine Schwierigkeiten. Schließlich kam ich auch an meinem Klassenzimmer an, holte noch mal tief Luft und ging hinein. “Wieso gucken die denn alle so blöd?!”, dachte ich mir nur, da alle Blicke auf mich gerichtet waren. Ich setze mich auf einen freien Platz und wartete darauf, dass es endlich losging.
Der Tag ging nur schleppend voran. Irgendwann war dann Mittagspause. Ich traf meinen Bruder in der Cafeteria. Als ich ihn erblickt hatte, sah ich, dass er schon wieder viele Freunde gefunden hat. Ich lief auf den Tisch zu und gesellte mich zu ihnen. “Hey Leute! Das ist mein kleines Schwesterchen Kathy!”, grinste er und verwuschelte meine Haare. “Lass das Allen. Du weißt ich kann das nicht leiden.”, fauchte ich ihn an, dann richtete ich meinen Blick auf die anderen, die mit uns am Tisch saßen. “Hallo! Freut mich euch kennen zu lernen!” Mein Gesicht wurde leicht rot. “Hey Kathy! Ich red dann mal im Namen von allen hier. Uns freut es auch dich kennen zu lernen. Ich bin Jared. Das ist Amy und neben ihr sitzt Steve. Hast du dich schon etwas eingelebt?” Ich atmete vor Erleichterung tief ein und dann antwortete ich ihm. “Ich bin nicht so gut im einleben.”, sagte ich mit einem Gesichtsausdruck, der anscheinend sehr lustig aussah, da alle anfingen zu lachen. Ich lachte einfach mit. Wir unterhielten uns sehr gut. Und dann sah ich ihn. “Wer ist das da” fragte ich Jared leise. “Ach der da? Das ist Edward Cullen. Warum? Kennst du ihn etwa? Er ist ein totaler Freak!” Ich ignorierte gekonnt seine dumme Bemerkung über ihn. Edward. Irgendwoher kannte ich ihn doch. Mein Magen zog sich zusammen. Ich hatte ein sehr komisches Gefühl im Bauch. Genau! Vor ein paar Jahren lebte er noch in unserer letzten Heimat. Aber er und seine Familie sind doch schon vor ein paar Jahren weggezogen. Er hatte sich nicht geändert. Nicht mal ein bisschen. Merkwürdig. Das läuten der Glocke holte mich wieder in die Realität zurück. Na gut. Dann bringen wir mal den Tag rum. Träge schleppte ich mich in den Raum in dem ich den nächsten Unterricht hatte.
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Und dann sah ich ihn wieder. Er saß ganz still an seinem Platz. Wieso war er in meinem Kurs? Er müsste mindestens zwei Jahre älter sein als ich. Es wurde alles immer merkwürdiger. In der Bank hinter ihm war noch ein Platz frei, wo ich mich hinsetze und meine Sachen auspackte. Mein Kopf war voller Fragen. Den ganzen Unterricht sah ich Edward Cullen an. Dann klingelte es und er verlies als erster den Raum. Ich packte meine Sachen wieder ein und ging zum Parkplatz. Mein Bruder wartete schon am Auto auf mich. “Beeil dich Kathy. Ich möchte endlich nach Hause!” schrie er über den ganzen Parkplatz. Ich legte einen Zahn zu und kam am Auto an. “Sag mal, kommt dir dieser Edward Cullen nicht auch bekannt vor?” “Nein. Wieso fragst du?” Ich startete den Motor. “Ach nur so.” Dann ging es nach Hause.
Ein merkwürdiger Traum
Es war nichts los an diesem verregneten Tag. Kein Wunder. Wer wollte schon an so einem Tag das Haus verlassen? Ich saß die ganze Zeit in meinem Zimmer und machte meine Hausaufgaben. Wir hatten viel aufbekommen, deswegen saß ich bis zum Abend daran. Ich legte mich also ins Bett und schloss die Augen. Allerdings fiel es mir diese Nacht sehr schwer einzuschlafen. Er war in meinem Kopf. Ging dort seine Runden. Edward Cullen. Irgendwann schlief ich dann doch ein.
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Ich rannte so schnell ich konnte, doch ich war immer noch zu langsam. “Lauf schneller Kathy! Ich kann ihn nicht mehr lang aufhalten!” hörte ich Edward hinter mir schreien. Die Bäume des Waldes zogen an mir vorbei. Es war der Wald, der sich vor unserem Haus ausbreitete. Ich dachte nicht nach, darüber, dass mein Leben vielleicht bald ein Ende nahm. Alles woran ich denken konnte war Edward. Ging es ihm gut? Hat er es geschafft? Oder vielleicht…. nicht? Ich schüttelte mit einen kurzen aber schnellen Bewegung meinen Kopf um diese Gedanken zu verdrängen. Dann kam ich an unser Haus. Es sah in der Nacht sehr finster und gruselig aus. Wie ein Gespensterhaus aus einem Horrorfilm. Meine Schritte trugen mich schnell und gezielt zur Eingangstür. Sie stand offen. Komisch. Sie war immer abgeschlossen, weil sich meine Eltern immer solche Sorgen machten wegen Einbrechern. Ich trat in das Haus ein. Es war dunkel. Ich tastete mich zum Wohnzimmer vor und suchte den Lichtschalter. Gefunden. Ein leises “Klick” erklang und der Raum flutete sich mit einem hellen Licht. Meine Augen waren die Dunkelheit von draußen noch gewöhnt und ich musste sie ein zukneifen um wenigstens ein bisschen zu erkennen. Nach einer gewissen Zeit gewöhnten sich meine Augen an das grelle Licht und dann weiteten sie sich. Ich sah meine Mom. Sie lag in ihrer eigene Blutlache. Dann erspähte ich meinen Dad und meinen Bruder. Sie waren auch tot. Reglos lagen sie da. Ihre Körper voller Blut. Die Tränen rollten über meine Wangen. Ich konnte und wollte sie nicht aufhalten. Es war schrecklich. Dann brach ich zusammen. Ich lag auf dem Boden, zu schwach um zu schreien. Meine Familie. Meine über alles geliebte Familie. Tot. Ich krümmte mich auf unserem Teppich und lies meinen Tränen freien Lauf. Was mach ich jetzt nur?! So wollte ich nicht leben. Nicht ohne sie. Wie sollte ich das ertragen? Warum war ich nicht hier? Warum konnte ich sie nicht beschützen? Warum mussten wir auch in diese blöde Kleinstadt ziehen? Fragen über Fragen. Dann hörte ich wieder seine Stimmt. “Verschwinde von dort Kathy! Er ist bald bei dir! Es tut mir so unendlich Leid.” Ja. Es tat ihm wirklich Leid. Doch das brachte meine Familie auch nicht zurück. Ich stand auf und ging zur Eingangstür. Dann sah ich ihn und blickte in seine tiefschwarzen Augen, die vor Durst glänzten. Wieso sollte ich weglaufen? Ich trat ein paar Schritte nach vorne. Er grinste mich nur an und kam langsam auf mich zu. “Kathy! Verschwinde habe ich gesagt!”, brüllte seine Stimme. “Nein. Ich werde nicht mehr weglaufen. Das hat meiner Familie das Leben gekostet und vielleicht bleiben sie nicht die einzigen. Er will mich. Nur mich. Ob nur als Mahlzeit oder für immer. Ich werde mich ihm stellen.”, dachte ich und ich wusste genau, dass er mich hören würde. Meine Beine machten sich selbstständig und gingen diesem Monster entgegen. Dann standen wir uns gegenüber. “Hier bin ich. Nimm mich.” Meine Stimme zitterte. Mein ganzer Körper zitterte. Ja. Ich hatte Angst. “Du hättest eher zur Vernunft kommen sollen, dann wär deine geliebte Familie noch am Leben.”, Sein Grinsen war widerlich. “Du wirst eine wundervolle Frau für mich sein.” flüsterte er und nahm mein Gesicht in seine Hände. Ich biss mir auf die Lippe und die Tränen kullerten wieder meine Wangen hinunter. Seine Lippen suchten den Weg über meinen Mund hinunter zu meinem Hals. Er gab mir einen kurzen Kuss, dann biss er zu. Ich schrie laut auf. Ein furchtbarer Schmerz überkam mich. “Kathy!!! NEIN!!!” hörte ich Edward noch schreien, dann verschwamm alles um mich herum. Dieser Schmerz. Er durchfuhr all meine Adern. Es war schwer zu atmen. Er lies mein Gesicht los und legte mich sanft auf dem Boden. “Bald wird es vorbei sein Liebste.” Seine Finger fuhren sanft über meine Wangen.
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“NEIN!” brüllte ich und wachte schweißgebadet in meinem Bett auf. Ich stand eilig auf und rannte in die Küche runter. Dann blieb ich an der Treppe stehen. “Ihr lebt…” flüsterte ich leise, so dass es keiner meiner Familie hören konnte. Ich rannte zu meiner Mom und umarmte sie fest. Dann meinen Bruder. “Ich liebe euch..” Meine Augen wurden nass und eine kleine Träne suchte sich den weg über meine Wangen zu meinen Lippen. “Was ist denn mit dir los? Hast du was genommen?” fragte Allen mich. Er sah sehr verwirrt aus und kratze sich den Hinterkopf. Meine Mom bekam kein Wort raus. Es war normalerweise nicht meine Art meine Gefühle so zu äußern. Ich ignorierte die Neckversuche von Allen und sah meine Mom an. “Wo ist Dad?” “Er ist noch oben. Denke ich.” antwortet sie sehr langsam und immer noch perplex. Dann rannte ich ohne ein Wort zu sagen nach oben. “Dad?!” rief ich. “Ich bin hier Kathy.” hörte ich ihn aus seinem Arbeitszimmer rufen. Ich lief hinein und rannte direkt auf meinen Dad zu. Meine Arme schlangen sich so fest um ihn, dass er nach Luft rang. “Ich hab dich ja auch lieb Kathy, aber du erdrückst mich gerade!” Ich machte einen kleinen Satz nach hinten und lächelte ihn an. “Tut mir Leid! Ich bin nur so froh dich zu sehen.” “Ja genau. Wir haben uns ja auch schon ewig nicht mehr gesehen.” Die Ironie war nicht zu überhören. Ich grinste ihn wieder an. “Komm wir gehen nach unten.”
Ich folgte ihm die Treppe runter. Mom hatte sich wieder eingekriegt und summte irgendein Lied vor sich hin. “Das war ein wirklich merkwürdiger Traum.” dachte ich mir und versuchte ein bisschen Toast runter zu bekommen.
Ein verrückte Tag
Nach dem Frühstück mussten wir uns beeilen in die Schule zu kommen. Wir waren schon spät dran. Und wieder regnete es. Ich hätte ein wenig vom Gas gehen sollen, doch wir wollten beide nicht zu spät kommen an unserem erst zweiten Schultag. Mein Blick schweifte kurz ab auf die Uhr im Armaturenbrett. Als ich wieder zu Straße blickte, trat ich sofort auf Bremse. Unsere Köpfe flogen nach vorne und dann gleich wieder nach hinten. “Was sollte das denn?”, schrie mich Allen an. “Hast du das eben nicht auch gesehen?” Ich sah ihn verwirrt an und wartete seine Antwort ab. “Nein verdammt. Da war nichts Kathy!” Meine Hände zitterten am Lenkrad. “Könntest du bitte weiter fahren?” sagte ich benommen und stieg aus dem Wagen. “Ähm… okay. Wenn du willst.” Wir wechselten die Plätze. Allen startete den Motor und fuhr los. Meine Gedanken überschlugen sich und versuchten das eben Geschehene zu verarbeiten. “Was war das bloß?”, flüsterte ich mir selbst zu. Irgendetwas ist über die Straße gerannt. So schnell wie ein Blitz. Und es war riesig dazu. Es ist komisch, dass Allen es nicht auch bemerkt hat. Ich schüttelte meinen Kopf um mich von diesen merkwürdigen Gedanken zu lösen.
Nach ein paar Minuten kamen wir dann an. Mein Bruder lenkte den Wagen mit einer gezielten Bewegung in eine Parklücke. Ich verdreht die Augen. Er musste immer wieder angeben mit seinen Fahrkünsten. Wir stiegen aus und gingen zusammen zum Schulgebäude. “Viel Spaß Schwesterchen!”, rief er und verschwand in seinem Klassenraum. Viel Spaß. Na klar. Im Sportunterricht hab ich doch immer meinen Spaß. So ein Blödsinn. Ich hasste Sport, obwohl ich gar nicht so schlecht darin war. Die Stunde hatte schon begonnen und ich beeilte mich mit dem Umzuziehen. Dann ging ich schnell in die Halle. Oh nein. Baseball war angesagt. Wie konnte ich mich nur davor drücken? Als ich überlegte sah mich Mr. Stewart und rief mir zu. “Mrs. Greene? Gesellen sie sich bitte zu uns? Ich würde gerne die Spielregeln erklären.” “Oh! Natürlich Mr. Stewart!” Ich lief die Stufen anscheinend zu schnell nach unten und knickte um. Es war perfekt! Nun musste ich nur noch meine Schauspielerkünste wirken lassen. “Aua!”, schrie ich laut auf und die Blicke fielen alle auf mich. Mr. Stewart und die anderen Schüler kamen auf mich zugeraunt. Außer einer. Edward Cullen. Ich hatte ihn eben erst entdeckt und blickte ihn mit großen Augen an. “Mrs. Greene? Geht es ihnen gut? Haben sie sich verletzt?”, sagte Mr. Stewart mit aufgeregter Stimme. “Mein Knöchel tut so weh.” Ich rieb mir über den Fuß, um es echt wirken zu lassen. Unser Sportlehrer schaute sich um. “Mr. Cullen! Sie brauchen doch diesen Unterricht nicht mehr. Sie spielen doch so oft mit ihrer Familie Baseball. Würden sie Mrs. Greene bitte zur Schulkrankenschwester bringen?” “Natürlich Mr. Stewart.” Als er auf mich zukam überkam mich ein Gefühl der Freude und gleichzeitig zog sich mein Magen zusammen. “Kannst du laufen?”, fragte er mit klarer Stimme, doch er sah mich dabei nicht an. “Komischer Typ..:”, dachte ich mir und antwortete ihm dann. “Ich glaube das geht noch.” Edward reichte mir seine Hand und ich nahm sie. Und so schnell ich sie auch nahm, so schnell lies ich sie vor Schreck auch schon wieder los. Er war eiskalt. “Was hast du denn? Soll ich dir nicht rauf helfen?” “Nein. Nein. Das geht schon.” sagte ich mit zitternder Stimme. Irgendwie rappelte ich mich hoch und versuchte es so ungeschickt wie möglich aussehen zu lassen. Wir verließen die Halle. Keiner von uns sprach ein Wort. Ich nahm all meinen Mut zusammen und fing eine Unterhaltung an. “Hast du schon mal in Ottawa gewohnt?” So leise wie in diesem Moment habe ich noch nie gesprochen, doch er schien es gut verstanden zu haben. “Warum fragst du mich das?” Irgendwie klang er gereizt. Hatte ich was falsches gefragt? Ich kannte ihn. Ich war mir sicher, dass er vor zwei Jahren im Winter dort auf unsere Schule gegangen war mit seinen zwei Geschwistern. “Na ja. Ich hab da vorher gewohnt und ich bin mir sicher, dass ich dich dort vor zwei Jahren gesehen hab. Du hast doch noch zwei Geschwister oder?” Nun sah er erschrocken aus. “Nein. Ich habe vier Geschwister.” Seine Schritte wurden immer schneller und ich hatte so meine Probleme mit ihm mitzuhalten. “Vier? Dann hat dein Vater wieder welche adoptiert?” Ich dachte nicht darüber nach, was ich da von mir gab. Es sprudelte einfach aus mir heraus. Edward ignorierte meine Frage. “Deinem Fuß scheint es ja wieder gut zu gehen. Den restlichen Weg schaffst du schon allein.” Mit einer kurzen und schnellen Bewegung drehte er um und ging wieder Richtung Sporthalle. Er lies mich einfach so stehen und zu meinem Glück kam noch dazu, dass es anfing wie aus Eimer zu regnen. Ich rannte zum Auto. Hoffentlich hatte mich keiner gesehen. “Mist. Den Schlüssel hat noch Allen.” fluchte ich und rannte zum nächst besten Baum in der Nähe um mich unterzustellen. Meine Gedanken überschlugen sich schon wieder. Warum hatte er so reagiert? Was sollte das denn? Ich verstand gar nichts mehr. Aber hier rum zustehen und auf meinen Bruder zu warten brachte mir auch nichts. Es hatte gerade erst zur zweiten Stunde geklingelt, also beschloss ich kurzer Hand wieder zum Schulgebäude zu rennen. Meine Sachen waren vollkommen durchnässt. Mir blieb nichts anderes übrig als zur nächsten Stunde zu laufen.
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Ich brachte diesen verrückten Schultag hinter mich und traf mich mit Allen am Auto. “Heute war mal ein richtig geiler Tag” , lachte Allen und stieg ein. “Meiner war eher langweilig.” antwortete ich ihm und stieg ebenfalls in den Wagen. Wir fuhren also nach Hause. “Hey, sag mal Kathy. Was hast du denn heute noch vor? Wir wollten nach La Push. Das muss hier ganz in der Nähe sein und es gibt dort auch einen Strand. Willst du mitkommen?” Ich überlegte kurz. Ablenkung war nach diesem Tag eine gute Idee also nickte ich. “Okay. Dann zieh dich schnell um oder was auch immer du noch machen musst. Wir fahren in einer halben Stunde los.” Dann gingen wir ins Haus. Ich ging in mein Zimmer und schloss sofort die Tür hinter mir zu. Mein Zimmer kam mir irgendwie anders vor. Mein Gefühl sagte mir, dass jemand hier war. Ich schaute mich um, um zu sehen, ob etwas fehlte und tatsächlich fehlte etwas. Meine gelbe Bluse und eine Jeans, die ich heut morgen über die Lehne meines Stuhls geschmissen hatte. Und meine Kuscheldecke, die ich schon seit ich 4 Jahre alt bin habe, war auch verschwunden. Es wurde alles immer merkwürdiger, doch ich wollte meinen Kopf jetzt nicht darüber zerbrechen. Ich kramte also in meinem Schrank rum und suchte mir ein paar “frische” Sachen raus. Als ich mich umgezogen hatte ging ich nach unten. “Bist du schon fertig? Dann können wir ja jetzt schon gehen! Super!!!” grinste mich mein Bruder an. “Ja. Auf geht’s!” lächelte ich zurück und wir liefen zum Auto. “Willst du wieder fahren?” fragte er. “Nein. Fahr du ruhig.” “Okay.” Nach diesem kurzen Wortwechsel ging es auch schon los. Auf nach La Push!
Wer ist dieser Jacob Black?
Die Autofahrt über schlief ich. In der letzten Nacht hatte ich ja nicht viel Schlaf bekommen, durch diesen schrecklichen und zugleich verwirrenden Traum. Mein Bruder rüttelte an mir. “Aufwachen Schlafmütze! Wir sind da!” Langsam öffnet sich meine Augen. Ich konnte mir ein langes Gähnen nicht verkneifen und streckte mich. Dann rieb ich mir noch kurz meine Augen und stieg aus. “Wow! Dieser Strand ist irgendwie.. Toll.” Ich war überwältigt. Mein Blick ging über das weite Meer. Nicht mal das Wetter hat mich jetzt noch gestört. “Da sind die anderen. HALLO LEUTE!” Allen winkte ihnen zu und ging sofort zu ihnen. Dieser Strand hatte meine Augen in Gefangenschaft genommen. Nach einer Weile bemerkte ich, dass Allen weg war. Ich machte mich dann auch auf den Weg zu ihnen. “Hallo.” sagte ich schüchtern. Jared kam zu mir und legte seinen Arm um meine Schulter. “Hallo Kathy. Schön, dass du mitgekommen bist.” grinste er mich an und dann zwinkerte er mir auch noch zu. Ich zog eine Augenbraue nach oben und suchte nach den richtigen Worten. “Ja. Dieser Strand ist wirklich toll!” Ich machte einen gekonnten Schritt nach vorn und schüttelte so seinen Arm ab. “Und was machen wir jetzt?” fragte ich die Anderen und sah sie erwartungsvoll an. Amy blickte auf. Sie saß auf einem verbleichten Stück Treibholz. “Kannst du surfen?” Ihr Blick war irgendwie undefinierbar. “Nein. Surft ihr hier etwa immer?” “Ja. Das ist sozusagen unser Hobby. Und dein Bruder Allen will es auch mal ausprobieren.” Dann sah sie meinen Bruder mit einem verliebten Blick an. Oh man. Sie hatte sich verknallt. Ausgerechnet in Allen, der Junge, der überhaupt nicht mit Mädchen umgehen konnte. “Ja genau! Versuch es doch auch Schwesterchen!” Allen war sehr begeistert und wollte sofort loslegen. “Allen. Hier. Ich hab dir meine Ersatz-Surf-Sachen mitgebracht. Wie versprochen.” Steve stand auf einmal hinter ihm und legte eine Hand auf seine Schulter. “Danke Steve!” Er schnappte sich die Sachen und zog sie eilig an. Amy’s Blick wich nicht von ihm. Sie war völlig hypnotisiert. “Also ich würde dann hier warten!” Sagte ich und setze mich neben Amy. Jared schaute mich verdutzt an. “Aber dann bist du ja hier ganz allein.” “Ich kann mich auch allein über euch lustig machen” Ich zeigte ihm die Zunge und grinste schelmisch. Er lachte laut auf. “Okay. Ich bleib nicht so lang im Wasser und dann leiste ich dir Gesellschaft. Versprochen.” Und wieder zwinkerte er mich so komisch zu. Ich zuckte nur kurz mit den Schulter und sah dann in den Himmel. “Ihr solltet euch beeilen. Ich glaube es zieht ein Gewitter auf.” “Ja Leute. Kommt endlich!” drängte mein Bruder nun. Sie liefen alle ins Meer mit ihren “Brettern” und lachten. Vielleicht hätte ich doch mit gehen sollen? Plötzlich hörte ich lautes Gelächter. Mein Augen richteten sich auf die Klippen, wo es herkam. Ich sah einige Jungs dort bedrohlich nah an den Klippen stehen. Wollten sie etwa dort runter springen? “Die sind doch lebensmüde.” dachte ich und stand auf. Dann tat ich etwas, was so gar nicht meiner Art entsprach. “Hallo? Ihr da! Seid ihr lebensmüde? Geht mal ein paar Schritte von den Klippen weg! Sonst fallt ihr noch runter und brecht euch irgendwas und um ehrlich zu sein habe ich keine Lust erste Hilfe zu leisten!” schrie ich ihnen zu. Sie drehten sich alle zu mir um und ich erschrak als ich den Ausdruck in ihren Gesichtern sah. Ich hätte meine Klappe halten sollen. “Kümmer dich um deinen eigenen Kram.” schrei einer von ihnen zurück. “Hey sei nicht so gemein Paul.” sagte der, der neben ihm stand. “Komm doch mal rüber! Wir beißen nicht!” “Nein danke. Ich bleib lieber hier, wo es sicher ist!” “Gut, dann komm ich eben zu dir.” grinste er und verschwand hinter einem Hügel. Oh nein. Was hab ich mir da nur wieder eingehandelt?
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Plötzlich erklang eine Stimme hinter mir. “Hallo.” Ich erschrak und drehte mich um. “Öhm. Hey.” “Ich bin Jacob, du kannst mich Jake nenne.” Sein Lächeln war freundlich und er streckte mir seine Hand entgegen. Ich schüttelte sie kurz und sagte dann stockend “Ich.. Ich bin Kathy.” “Komm wir setzen uns.” Wir setzen uns auf das verblichene Stück Treibholz. “Hast du wirklich gedacht wir wollen uns etwas antun?” Ich sah ihn mit zusammen gezogenen Augenbrauen an. “Wer würde denn sonst so nah an einer Klippe stehen außer Suizidgefährdete?” Er lachte. “Wir springen öfter mal von den Klippen und uns ist noch nie etwas passiert. Das ist eine Freizeitbeschäftigung von uns.” Und wieder grinste er. “Eine ziemlich gefährliche Beschäftigung.” flüsterte ich. “Ich hab dich hier noch nie gesehen. Wo kommst du her?” “Meine Familie und ich, wir sind erst vor ein paar Tagen hergezogen. Also nach Forks.” Sein Gesichtsausdruck veränderte sich plötzlich. Nun sah er eher erschrocken aus. “Was ist denn?” fragte ich ihn. Ich verstand seine Reaktion nicht. “Ach nichts. Ist alles in Ordnung!” Wir unterhielten uns wirklich super. Ich mochte Jacob …ähm Jake wirklich sehr gern. Nach einigen Minuten kamen die anderen wieder zu uns. “Kathy! Das war klasse! Du musst das auch mal probieren.” sagte Allen begeistert. Jared blickte Jake an. “Oh. Hallo.” Er sah verwundert und erbost aus. “Ich bin Jacob Black. Aber nennt mich doch bitte Jake.” lächelte er und gab machte eine kurze Handbewegung zur Begrüßung. “Hallo Jake! Was führt dich denn zu meinem Schwesterchen?” Allen’s Grinsen war eindeutig. Ich verdrehte die Augen. Jake lachte und sagte dann “Dein Schwesterchen hat uns blöd angemacht.” Mein Ellenbogen trag Jake’s Rippen. “Das habe ich gar nicht.” Dann fingen alle an zu lachen. Jake und ich gingen dann etwas am Strand spazieren. “Wer waren diese anderen Jungs eigentlich?” Er blickte mich an. “Ach. Das waren ein paar Freunde von mir. Sie leben auch alle hier in La Push.” Dann schweifte sein Blick ab Richtung Meer. Er blieb stehen. “Was hast du denn?” fragte ich ihn verwirrt und blieb ebenfalls stehen. “Hast du Lust ein wenig schwimmen zu gehen?” “Ich hab keine Badesachen mit.” “Badesachen sind viel zu überbewertet!” Dann packte er mich an meiner Hüfte und schleppte mich zum Wasser. “Lass mich runter!” schrie ich und schlug ihn auf den Rücken. “Jetzt hab dich nicht so. Es ist nur Wasser!” Er stand mit den Beinen schon mitten im kühlen Nass. “Bist du bereit?” “Für was denn?!” Und mit einer schneller Bewegung schmiss er mich in die hohen Wellen. Ich tauchte unter und bemühte mich schnell wieder an die Wasseroberfläche zu gelangen. Als ich wieder auftauchte schnappte ich nach Luft und sah mich um. “Jake?” rief ich. Etwas tippte mir von hinten auf dir Schulter. Ich trete mich erschrocken um. “Du hast mich erschreckt verdammt noch mal!” Und schon wieder lachte er sein lautes Lachen. Ich sah ihn böse an und schwamm zum Ufer. Die Wellen erschwerten es mir und dennoch kam ich an. Ich watschelte aus dem Wasser. Seit ich hier bin, bin ich jeden Tag pitschnass. Jacob folgte mir. “Sei nicht sauer, ja?” Ich atmete einmal tief ein und dann wieder aus. “Bin ich nicht.” Es war schwierig so nass durch den Sand zu laufen. “Es ist schon spät. Komm wir gehen zurück!” Er folgte mir wortlos.
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Wir kamen wieder zu den anderen und als diese mich sahen, prusteten sie alle los. “Wie siehst du denn aus Kathy!” sagte mein Bruder und zeigte mit den Finger auf mich. “Ja ja. Sehr lustig. Könnten wir bitte nach Hause fahren? Mir ist kalt.” Meine Stimme war ernst und mit einem Mal wurde es leise um mich herum. “Okay. Dann gehen wir. Mom bringt mich um, wenn du krank wirst.” Er nahm mich mit einer Hand in den Arm. “Also, wir sehen uns morgen in der Schule! Ich wünsche euch noch viel Spaß!” verabschiedete sich Allen von allen. “Ich wünsch euch auch noch viel Spaß.” Dann wendete ich mich noch einmal zu Jacob. “Mach’s gut Jake. Vielleicht sieht man sich ja mal wieder!” “Hoffentlich Kathy. Bis dann!” sagte er fröhlich. Ich glaube dieser Junge hört niemals auf zu Grinsen. Als wir uns also verabschiedet hatten schlugen wir den Weg zum Auto ein. Alle beide stiegen wir ein und die Fahrt nach Hause begann. “Dieser Jake ist ein echt verrückter Kerl. Aber nett! Findest du nicht auch?” fragte mich Allen, ohne das er den Blick von der Straße wendete. Ich lächelte kurz und antworte ihm dann. “Ja. Das ist er. Auch wenn er mich fast ertränkt hätte.” Dann lachte ich und Allen stimmte mit ein. Wir kamen an. Ich ging sofort in mein Zimmer, zog mich um, schmiss die nassen Sachen in die Wäsche und ging ins Bett. Dieser Tag war anstrengend. Eine Weile lag ich noch wach. Diesmal kreisten meine Gedanken um Jacob Black. Wer war er bloß? Er hatte irgendein Geheimnis. Das sagte mir zumindest mein Gefühl und das hat mich nur selten im Stich gelassen. Wer war dieser Jacob Black? Dann schloss ich meine Augen. Ich hoffte, dass ich heut etwas mehr Schlaf bekommen würde.
Diese Augen…
Diese Nacht war nicht besser als die Letzter. Ohne einen Grund öffnete ich meine Augen. Ich wälzte mich in meinem Bett hin und her. Versuchte vergeblich wieder einzuschlafen. Doch es ging nicht. Auf einmal überkam mich der Drang ein wenig frische Luft zu schnappen. Ich ging also an Fenster und öffnete dieses. Die kühle Nachtluft peitschte mir ins Gesicht. Ich schloss meine Augen und genoss es. Irgendwie war mir sehr warm und diese Frische tat mir gut. Mein Gesicht entspannte sich und ich fühlte den Frieden in mir. Doch von einer Sekunde auf die Nächste wurde dieser Frieden ausgelöscht. Ein plötzliches Heulen brachte mich zurück in die Realität. Ich erschreckte mich so sehr, dass ich einen Schritt zurück ging. Es hörte sich so nah an. Ein Wolf? Doch da war noch etwas. Es klang wie ein schrilles Kreischen und tat mir so in den Ohren weh, dass ich sie zuhalten musste. Ein paar Sekunden später verklangen beide Geräusche wieder. Ich nahm meine Hände von den Ohren und konzentrierte mich. Doch ich konnte nicht mehr hören, außer die kalten Winde, die durch mein Fenster kamen und mein Zimmer langsam erfüllten. Ich fing an zu frieren. Zitterte schon. Deshalb schloss ich dann doch das Fenster und kuschelte mich in meine Bettdecke ein. Doch schlafen funktionierte nicht. “Verdammter Mist…” dachte ich mir und setzte mich an die Bettkante. “Vielleicht hilft ja eine warme Milch..” Ich stand also auf und ging runter in die Küche. Ich musste nach dem Lichtschalter tasten und fand ich schließlich auch. Mit einem schweren Seufzer nahm ich die angefangene Milch aus dem Kühlschrank, goss sie in eine Tasse und stellte diese in die Mikrowelle. Ich stellte sie auf 1 Minute ein. Schließlich wollte ich mir meine Zunge nicht verbrennen. Als die Milch warm genug war, setze ich mich an den Küchentisch und schlürfte sie halb leer. Ich stellte die Tasse auf den Tisch und vergrub meinen Kopf in meinen Armen auf dem Tisch. Dann schreckte ich auf und schmiss die Tasse vom Tisch. Es machte ein lautes “Klirr” und dann verstummte wieder alles. “Klasse. Jetzt fehlt nur noch, dass ich mich schneide.” Ich schüttelte leicht meinen Kopf und fing an die Scherben vorsichtig einzusammeln. In dieser Nacht verfolgte mich anscheinend mein Pech und wie es so wollte, schnitt ich mich. “Ja so ein Zufall..” Ich war genervt. Alles ging irgendwie schief. Ich blutete ziemlich stark. Der Schnitt war tiefer als ich dachte. Das kühle Nass aus dem Wasserhahn reinigte meine Wunde. “Warum blut ich nur so stark? Es ist nur ein oberflächlicher Schnitt.” fluchte ich so vor mich hin. Nach einer Weile beschloss ich mich dann doch für einen Verband, da es einfach nicht aufhören wollte zu Bluten. Ich hasste diesen Geruch. Eisen. Widerlich. Ich schüttelte mich ein wenig vor Ekel. Ich rieb mit meinen Händen über mein Gesicht. Dann hörte ich wieder ein Geräusch von draußen. Diesmal klang es nicht so bedrohlich. Es hatte wohl jemand oder etwas unsere Mülltonne umgeschmissen. “Klasse. Das auch noch. Und morgen kommt die Müllabfuhr.” Ich verdreht meine Augen und beschloss, den ausgekippten Müll so gut es ging wieder in die Tonne zu stopfen. Meine Schritte führten mich also zur Eingangstür. Als ich vor ihr stand, hört ich wieder etwas von draußen. Da lief doch jemand rum… Das ist sicher nur eine streunende Katze oder so. Ich nahm all meinen Mut zusammen, atmete noch mal tief ein und öffnete die Tür. Ich sah mich vorsichtig um, doch konnte niemanden entdecken. “Also doch so ne blöde Katze..” dachte ich mir und ging zur Mülltonne. Zu meinem Erstaunen stand diese genau so da, wie sie mein Dad rausgestellt hatte. Komisch. Ich war mir sicher, es hätte sie jemand umgeschmissen. Ich zuckte kurz mit den Schulter. Auch nicht schlecht, dann muss ich schon mal keinen Müll einsammeln. Wenigstens etwas positives in dieser Nacht. Meine Schritte führten mich gerade wieder zur Eingangstür als ich hinter mir ein paar Füße hörte.
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Ich drehte mich blitzschnell um und schaute mich aufgeregt um. Und da stand er. Ein riesiger, brauner Wolf. Er sah mir tief in meine Augen und ich ihm. Irgendwoher kannte ich diese funkelnden braunen Augen. Sie waren so voller Wärme und gaben mir irgendwie das Gefühl geborgen zu sein, obwohl ich mich gerade wohl in der größten Gefahr meines ganzen Lebens befand. Was war mit mir los? Ich hatte vorher nie einen Wolf gesehen. Vor allem nicht so einen großen. Ich ging langsam nach hinten, ohne das Tier aus den Augen zu lassen. Es blieb ganz still stehen. Bewegte sich keinen Zentimeter vom Fleck. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und mein Puls raste. Ich zitterte am ganzen Leib. Dieser Wolf starrte mich an. Er erinnerte mich an jemanden. Aber an wen denn bitte? Drehte ich jetzt ganz durch? Träumte ich schon wieder? “Du gehst jetzt einfach wieder ganz langsam ins Haus Kathy..” flüsterte ich zu mir selbst um mir die Angst ein wenig zu nehmen. Als ich die Eingangstür erreicht hatte, trat ich sofort ins Haus und schloss sie hinter mir ab. Ich lehnte mich an sie an und glitt zu Boden. “Warum muss so etwas immer mir passieren?” fragte ich mich und versuchte mich zu beruhigen. Als mein Herz aufhörte wie wild gegen meine Brust zu hämmern und mein Pulsschlag runter ging fragte ich mich wieder tausend Dinge. Wieso kamen mir diese Augen so bekannt vor? Warum hatte ich einen momentlang keine Angst? Wie konnte das sein? Ich schloss meine Augen und versuchte meine Gedanken zu sortieren. Nach einer gewissen Zeit rappelte ich mich auf und ging die Treppe nach oben in mein Zimmer. Automatisch schloss ich hinter mir ab. Das machte ich sonst nie, aber diesmal erschien es mir angebracht. Völlig geschafft legte ich mich in mein Bett. Meine Augen fielen zu und ich schlief sofort ein.
Bester Freund oder doch mehr?
Ich wachte entspannt in meinem Bett auf. Diese Nacht hatte ich nichts geträumt. Zum Glück. Ich glaube, ich werde in dieser Kleinstadt verrückt. Ich musste hier weg. Und wenn es nur für ein paar Stunden war. Es war Samstag und wir hatten keine Schule, deshalb beschloss ich spontan nach La Push zu fahren, in der Hoffnung Jake wieder zu sehen. Als ich an ihn dachte, überkam mich ein komisches Gefühl, allerdings konnte ich es nicht genau definieren. Seltsam. Ich überlegte genau, was ich anziehen sollte. So war ich normalerweise nicht. Natürlich fand ich nichts, was meiner Vorstellung entsprach. Mein Blick richtete sich durch das Fenster nach draußen. Die Sonne schien. Ein seltener Anblick in Forks. Meine Hand griff automatisch nach meinem schönsten Kleid. Es war luftig und sommerlich. Perfekt also. Ich zog mich schnell um und ging nach unten. Im Wohnzimmer lief der Fernseher. “Ich sollte bescheid sagen, dass ich weg geh.” dachte ich und betrat den Raum. Dort saß nur mein Bruder. “Allen. Ich geh nach La Push, okay? Sagst du Mom und Dad später bescheid?” Er sah mich kurz an und dann schaute er wieder zu dem Baseballspiel, das lief. “Ja. Kann ich machen. Wann bist du wieder da?” Er klang gelangweilt. Das Spiel wahr anscheinend nicht gut. Ein Grinsen überkam mich. “Ich weiß noch nicht. Aber es wird nicht zu spät. Ich werde wohl zum Abendessen wieder zurück sein.” Dann drehte ich mich um und ging nach draußen zum Wagen. Ich stieg ein und startete den Motor. Meine Augen schauten in Richtung Wald. Dieser Wolf. Er saß wie ein Stein am Waldrand. Ich schüttelte meinen Kopf und kniff die Augen zu. “Alles nur Einbildung Kathy. Fahr einfach los!” flüsterte ich mir selbst zu und trat auf das Gaspedal, ohne dem Tier noch einen Blick zu würdigen.
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Der Weg nach La Push kam mir vor wie eine Ewigkeit. Ich fuhr sehr langsam, weil ich irgendwie Angst hatte, dass mir wieder etwas vors Auto laufen könnte. Nach geraumer Zeit kam ich an. An diesem wundervollen Strand. Bei Sonnenlicht sah er noch viel schöner aus! Meine Schritte führten mich zu dem Treibholz, wo wir letztens zusammen saßen. Ich schaute mich um, in der Hoffnung, dass ich Jake hier irgendwie erblickte. Doch er war nicht da. “Verdammt… Wie dumm bin ich eigentlich?” fluchte ich leise vor mich hin und setze mich hin. Der Wind peitschte mir ins Gesicht und der Geruch des Meeres roch wunderbar. Ich lehnte mich zurück und schloss die Augen. “Wunderschön.” Meine Ruhe wurde durch ein paar leise Schritte auf dem Sand gestört. Als ich mich aufrichtete sah ich in die geheimnisvollen Augen, die auch dieser Wolf hatte. Dann sah ich richtig hin und bemerkte, dass es Jake war. Sein Gesicht war so nah an meine, dass sich unsere Lippen fast berührten. Ich wurde ganz rot und drehte mich weg. Er trat einen Schritt zurück und lachte. “Hab ich dich erschreckt?” Ich sah ihn an. “Ja! Schleichst du dich immer so an? Was machst du hier eigentlich?” “Ich wohne hier, schon vergessen? Die Frage lautet wohl eher: Was suchst du hier?” Er grinste mich an und verschränkte die Arme in einander. “Ich wollte halt wieder herkommen. Es ist so schönes Wetter, weißt du?” Dann musste ich auch grinsen. Sein Blick glitt in den blauen Himmel und dann aufs Meer. “Ja du hast Recht. Tolles Wetter um noch eine Runde schwimmen zu gehen.” “Oh nein! Heute nicht, danke. Das würde mein Kleid ruinieren.” Oh mein Gott. Was redete ich da bloß für Blödsinn? Über so was habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. “Dein Kleid? Du machst dir Sorgen um dein… Kleid?!” Seine rechte Augenbraue zog er nach oben und starrte mich irritiert an. “Ich hätte dich anders eingeschätzt Kathy. Eigentlich wollte ich dir zeigen, wie viel Spaß es macht von den Klippen zu springen.” Ich sah auf den Boden. “So bin ich normalerweise auch nicht. Egal. Von den Klippen springen? Sehe ich aus, als ob ich sterben möchte?” Mein Blick verriet, dass ich auf keinen Fall von diesen steilen Klippen springen würde. “Ach komm schon! Sei nicht so ein Angsthase!” Er hielt mir seine Hand hin. Ich atmete noch einmal tief ein und aus und dann nahm ich seine Hand. Er half mir hoch und dann stolperte ich. Wäre Jake nicht so geschickt nach hinten gewichen, dann wären wir wohl auf dem Boden gelandet. Wir richteten uns wieder auf. “Tut mir Leid. Ich bin ein wenig ungeschickt manchmal.” “Ein wenig ist gut.” grinste er mir ins Gesicht. “Ja ja. Ich weiß. Also, stürzen wir uns in den Tod.” Ich ging voraus und er kam mir eilig nach. “Du stirbst schon nicht! Dafür sorg ich schon.” Als wir ankamen, überschlug sich mein Magen. Ich sah an den Klippen herab und mir wurde schwindlig. Ich taumelte. “Vorsicht! Du sollst springen und nicht fallen!” Er griff nach meinem Arm und zog mich an sich. Erleichterung machte sich in meinem Körper breit. “Das war knapp. Danke Jake.” Ich biss mir auf die Lippe vor Verlegenheit. Jake fing laut an zu lachen. Dann wurde er wieder ernst doch es umspielte immer noch ein kleines Grinsen seine Lippen. “Also, wie schon gesagt. Du musst wirklich springen. Okay? Und keinen Rückzieher machen.” “Also gut. Springst du zuerst?” “Kann ich machen.” Er nahm Anlauf und sprang dann die Klippen herunter. Meine Augen weiteten sich. Ich hatte Angst um ihn. Ein kalter Schauer durchfuhr meinen Körper. Reglos stand ich da und wartete auf irgendein Lebenszeichen von Jake. “Kathy! Bist du davon gelaufen`? Komm schon! Trau dich! Das Wasser ist herrlich!” rief er nach oben. Ein Stein fiel mir vom Herzen. “Dieser Junge ist echt verrückt.” dachte ich und nahm dann all meinen Mut zusammen, den ich für diesen waghalsigen Sprung brauchte. Ich trat so weit wie möglich von den Klippen weg. Dann nahm ich Anlauf. Sie kamen immer näher. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Und dann sprang ich. Ich musste die Augen schließen. Doch dann entspannte sich mein Körper. Es war ein wundervolles Gefühl. Das Gefühl der Freiheit. Als ich unten ankam machte es laut “Platsch” und ich tauchte unter. Das Wasser war angenehm warm. Die Sonne hatte gute Arbeite geleistet. Ich tauchte wieder auf und hielt nach Jake Ausschau. “Jake? Wo bist du?” rief ich laut. Ein paar Sekunden später tippte mir jemand auf die Schulter. Ich drehte mich um. Er sah so.. süß aus. Wie seine Haare ihm ins Gesicht hingen. Ich musste Lächeln. “Du siehst ja lustig aus!” “Ach ja? Dann hast du dich noch nicht gesehen!” Mit einem Mal fingen wir gleichzeitig an zu Lachen. “Ich bin froh dich kennen gelernt zu haben.” Ich verwuschelte seine nassen Haare. Er legte wieder dieses… Jacob-Grinsen auf. “ Und ich bin froh, dass du so ne große Klappe hast!” Seine Finger glitten über meine Wange. Ich spürte wie die Schmetterlinge in meinem Bauch zum Leben erwachten und wurde rot. “Ähm… Lass uns ans Ufer schwimmen, ja?” Er zog seine Hand zurück. “Okay. Wie du möchtest.” Wir kamen am Ufer an und setzen uns wieder auf den Treibholzstamm. Wir unterhielten uns noch Sunden. Und so langsam fing es an zu dämmern. Ein Blick auf meine Uhr verriet mir.. Das sie kaputt war. Klasse. “Ich sollte nach Hause gehen. Wir werden wohl bald zu Abend essen. Möchtest du mitkommen? Meine Mom kocht eh immer viel zu viel.” “Nein danke. Mein Dad wird sich schon wundern wo ich bleibe.” Ich stand auf. “Okay. Ich hoffe wir sehen uns bald wieder.” grinste ich ihn an. “Auf jeden Fall!” Dann rappelte er sich auch auf und umarmte mich fest. Schon wieder wechselte meine Haut die Farbe von Porzelanweiß zu Tomatenrot. “Du… kannst mich jetzt loslassen Jake.” “Oh ja. Tut mir Leid.” Er taumelte nach hinten. “Also machs gut!” “Ja du auch.” Dann trennte sich unsere Wege.
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Ich fuhr nach Hause mit einem Glücksgefühl im Herzen. Was war das bloß? Endlich angekommen, zog ich zunächst das nasse Kleid aus. Zum Glück sah keiner, dass ich so durchnässt war. Dann ging ich in die Küche. Am Esstisch sagte ich kein Wort. Grinste nur vor mich hin und schob mir die Spaghetti in den Mund. Danach ging ich nach oben. “Eine gute Nacht wünsch ich euch! Bis morgen.” rief ich meiner Familie noch zu. Mein Fenster stand noch offen. Ich schloss es und kuschelte mich in meine Bettdecke ein. Diesen Tag werde ich so schnell nicht wieder vergessen. Dann schlugen mir die Augen zu und ich entschwand in das Land der Träume.
Du sagst ich bin ein Engel ,
aber was ist wenn ich spring..
...weil ich fliegen möchte...?